An alle euch Lieben da draußen, heute gibt es eine theoretische Aikido-Stunde in Form eines Gedichts:

Die Wirklichkeit ist nicht so, wie ich sie gern hätte.
Sie ist nicht so, wie sie sein sollte.
Sie ist nicht so, wie man mir gesagt hat, dass sie sei.
Sie ist nicht so, wie sie einmal war.
Noch ist sie so, wie sie morgen sein wird.
Die Wirklichkeit um mich herum ist, wie sie ist.
(Aus "Geschichten zum Nachdenken" von Jorge Bucay)

Corona hat die Welt im Griff. Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen, dass unser Gesundheitssystem Gefahr läuft überlastet zu werden. Und daher müssen wir wohl alle bei den Maßnahmen zur Kontaktreduzierung mithelfen. Es war schon immer klar, dass bei zunehmender Corona-Problematiken Aikido als Kontaktsportart als eine der Ersten nicht mehr ausführbar sein wird. In Absprache mit allen Trainern haben wir uns darauf geeinigt, den Trainingsbetrieb für dieses Jahr einzustellen. Das tut mir, dessen Herz doch so sehr für Aikido schlägt, wirklich sehr weh, aber aktuell seh ich keine andere Möglichkeit.

Die seit gestern geltenden Corona-Maßnahmen in Bayern bieten noch einiges an Interpretationsspielraum, da der Gesetzestext für mich als Laien-Juristen nicht eindeutig ist. Man könnte herauslesen, dass wir bei der Sportausführung eine FFP-2 Maske tragen müssen (für die Interessierten: Lies hier den Paragraphen 4, Abschnitt 3. Ist die Ausführung einer Sportart im Verein eine Veranstaltung?). Auf jeden Fall müssen wir uns alle vor dem Training testen - und zwar streng genommen draußen vor der Tür, da wir ungetestet die Räume gar nicht betreten dürfen. Anekdote dazu: Wie kommen denn an die Tests, die wir vorsorglich im Dojo platziert haben? :-) Doch selbst, wenn alles geregelt und geklärt wäre, könnten wir als Trainer die Durchführung des Trainings in der aktuellen Situation nicht verantworten!

Wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf lasse, dann kommen Sätze wie: "Es ist einfach eine sch*** Zeit". oder "Corona ist ein A******ch" in meinem Kopf hoch. Doch alles Jammern hilft jetzt gerade nicht. "Die Wirklichkeit um mich herum ist, wie sie ist". Ich kann nur versuchen, Aikido im täglichen Leben anzuwenden. Wir betreiben eine passive Kampfkunst, d.h. ich reagiere auf einen Angreifer. Ich kann weder den Angreifer, noch dessen Angriff ändern, sondern muss das hinnehmen, was da kommt und damit möglichst aufrecht stehend fertig werden. Corona ist auch eine Art Angriff. Also lasst uns mit erhobener Haltung das tun, was gerade notwendig ist.

Aus diesem Grund sagen wir den regulären Trainingsbetrieb bis zum Ende diesen Jahres ab. Ich plane eine virtuelle Weihnachtsfeier per Zoom zu veranstalten :-) Aber viel wichtiger für euch alle

BLEIBT GESUND!

Euer Patrick